Samstag, 30. Juli 2011

Wie wir zu kleinen Bauern wurden...

Wie versprochn hier die kleine Fortsetzung ;)

Nachdem wir uns zumindest ein bisschen eingerichtet hatten gings am nächsten Tag dann gleich schon los... Wie die Outback Aussis so sind, gings dann ohne viel Vorgerede am nächsten Morgen an die Arbeit. Wir wussten ja ungefähr was wir zu erwarten hatten auf einer Cotton Farm, da wir von zwei Freunden schon einiges hörten. Doch damit, das wir als erstes gezeigt bekommen wie man einen 4WD (Allradfahrzeug) fährt, hätten wir glaub nicht gerechnet. Und auch damit, wo man mit diesem uralten Auto alles langfahren konnte, war schlichtweg nicht zu rechnen. Unglaublich tiefe Traktorspuren, Acker, Schlamm, alles kein Problem. So wurden wir erst mal schön durchgerüttelt und konnten uns einen kleinen Überblick über die Farm verschaffen. Es ist ein unvergleichbarer Anblick. Felder, wie man sie auch aus Deutschland kennt, nur weiß. Komplett weiß. Und flauschig. Es sieht aus als hätte jemand Wattebällchen auf die kleinen Sträucher gelegt.

Mir fällt grad so auf, es wäre vielleicht besser wenn ich kurz erkläre wie die Wolle eigentlich geerntet wird, sonst ist wohl alles schwer nachzuvollziehen. :D

Also, die Wolle ist auf den Sträuchern, die ungefähr Kniehoch sind. Die Sträucher sind in Zeilen so angebaut, das die Picker sie abfahren können. Picker kann man sich als Mähdrescher vorstellen, die halt zum Wolle ernten umgebaut sind. Diese riesigen Dinger fahren solange über die Felder bis sie voll sind. Sind sie voll, kippen sie die Wolle in einen so genannten Module Builder. Diese ungefähr LKW großen Geräte pressen die Wolle dann maschinell zusammen zu einem Module. Die kann man sich quasi als riesige Quader vorstellen, die dann mit ner Plane wetterfestgemacht werden und dann so verkauft werden. Ein so ein Teil geht für über 50.000$ übern Tisch. Die Ernte dieses Jahr war miserabel, da durch die Flut im Dezember und Januar alles unter Wasser stand und damit unglaublich viel zerstört wurde, deswegen haben wir 'nur' ca 2-3 Module am Tag produziert. Üblich wären wohl zum Teil 7. Was der Farmer damit für einen Absatz macht kann man sich tzdem denken. Als wir nach und nach etwas über den Besitzer der Farm und seiner Familie erfuhren, wurde uns auch klar, das klingt nicht nur nach viel Geld was die machen, die haben auch viel Geld. 3 seiner Kinder reisen im Moment durch Europa und Südamerika, der Vater und ein Sohn haben einen Pilotenschein (kostet nur ca. 30.000$ + Kosten für Flugstunden und Flugzeug), der Farmer hat einen zweite Farm in NSW und fliegt demnächst wegen einer Flugschau und bisschen Sightseeing in die USA.
Wenn man das alles bedenkt, fanden wir unsere 17$ Stundenlohn fast schon untertrieben. :D Nein im Ernst in der Zeit in der wir auf der Farm blieben haben wir wunderbares Geld gemacht. Einfach dadurch das wir freie Unterkunft auf der Farm hatten und jeden Tag in der Woche ca 10h gearbeitet haben. Wurde zwar auf Dauer ermüdend, aber viele schöne Dinge (vorallem aber nicht nur das Geld) haben uns das Leben dort mehr als erträglich gemacht.

Eine dieser schönen Dinge war unsere eigentliche Arbeit die doch sehr angenehm war. Willi bediente meistens einen Modulbuilder indem er einfach 2 Hebel betätigte und ab und zu etwas Wolle im Builder zurechtschob. Am Ende dann noch die Plane über den Module machte und fertig. Da er allerdings nicht immer was am Modulbuilder zu tun hatte, kamen ihn noch unglaublich viele andre verschiedene Aufgaben zu. Vom 4WDTaxifahrer für den Farmer oder mich spielen, über Steine von A nach B schleppen, bis hin zum Stricke zum befestigen der Plane zurechtschneiden durfte er glaub so gut wie alles mal machen. Der 4WD wurde zu Willis Lieblingsspielzeug würde ich sagen und man sah richtig wie es Willi Spaß machte über alles mögliche drüber zu fahren. :D Man muss aber auch sagen, er is wirklich ziemlich gut gefahren, die nächste WRC Rally kann kommen. Zwischendurch durfte Willi sich auch mal vllt 1h auf einem Traktor versuchen, blieb allerdings warum auch immer, bei dem einen mal. Zum Ende hin, als die Ernte eigentlich zu Ende war, kamen dann jedoch auch viele recht sinnlose Aufgaben hinzu. Privates Rasenmähen ist dafür wohl das beste Beispiel.

spaßig gemeinter Kommentar des Farmersohns, mit dem wir uns gleich angefreundet haben: "Einen größeren Traktor trauen wir Willi nicht zu"

Meine Aufgaben waren nicht so vielseitig wie Willis. Ich bin eigentlich den ganzen Tag Traktor gefahren und habe die abgeernteten Wollsträucher mit einer Maschine am Traktor kurz über der Erde abgehackt. Am Anfang hatte ich leicht Schiss. Nachdem wir auf die Farm gekommen sind, weil ich gesagt hab - ja mein Vater hat nen Traktor und ich aber verschwiegen habe, das ich eigentlich noch nie wirklich damit gefahren bin, ahnte ich schlimmes. :D Als mir dann am ersten Tag gezeigt wurde, wie man den Traktor fährt, der für die nächsten 2,5 Wochen mein Arbeitsgerät sein sollte war ich ein kleines bisschen überfordert. Zum Glück wirkte die Ausrede, das der Traktor meines Dads komplett anders ist und der Farmer hat es mir nicht sonderlich böse genommen, das ich mich glaub nicht sonderlich souverän angestellt hab. Man muss aber auch dazu sagen, das ich ab dem zweiten Tag meinen Flying Hirsch aka Jonny Sniper, wie ich ihn liebevoll nannte, vollkommen im Griff hatte. Ist aber auch, wenn man den Bogen raus hat extrem einfach. Automatik, GPS und aller erdenklicher technischer Schnickschnack macht das fahren unglaublich einfach, wenn nicht sogar langweilig da man fast nur kurz beim Wenden aufpassen muss. Die restliche Zeit nutzte ich zum Musik hören oder um per Handy im Internet zu surfen. Sobald die Sonne dann aber untergeht (und wir arbeiteten oft auch noch eine Weile im Dunkeln) wurde es aber echt anstrengend, da man einfach viel zu wenig gesehen hat. Insgesamt aber unglaublich gechillt. Sehr cool

Jeden Morgen, bevor Willi auf den Modulbuilder und ich auf den  Traktor stiegen, mussten wir aber noch allgemeine Instandhaltung an den Pickern und den Traktoren machen. Schmiermittel nachfüllen (scheiß Arbeit, die am Ende ihren Höhepunkt in der ekligsten Arbeit ever fand, gleich mehr dazu), Picker reinigen und des Brandschutzwillen von Wolle befreien, ja Wolle brennt äußerst schnell und gut und ein Picker dann ab und zu gleich mit, tanken und die Kühlung per Hochdruck reinigen oder ab und zu anderes Zeug, alles aber nicht sonderlich schlimm. Wirklich schlimm hingegen war dann als wir zum Ende hin den Frontbereich der Picker von der Schmiere befreien sollten. Dieses Schmierzeug wird überall bei Maschinen in Traktoren verwendet, keine Ahnung was es genau ist, aber auf jeden Fall sammelte sich ziemlich viel im vorderen Bereich der Picker und als wir fertig mit der Ernte waren, durften Willi und ich dieses abartige, schlammige Zeug aus allen möglichen Ecken kratzen. Es war schlichtweg widerlich!

Aber dadurch das wir 10h jeden Tag arbeiteten verging die zeit unglaublich schnell. Es war, besonders zum Ende hin eine unglaublich krasse Erfahrung auf einer echten Outbackfarm zu arbeiten. Hatten allerdings auch Glück, das der nächste Supermarkt nur 30km weit weg war. ^^
Insgesamt lernten wir glaub ziemlich viel über Technik, Traktoren, das Leben im Outback und das wahre(!!!) Australien.

Zu erwähnen sind auch die unglaublichen Sonnenuntergänge jeden Abend, die wir immer schön beim Arbeiten beobachten konnten. Dadurch das einfach mal ewig nix ist in alle Richtungen und auch nur selten große Wolken waren, konnten wir jedesmal um 17.15Uhr ein wahres Spektakel erleben, was dann durch den unglaublich intensiven Sternenhimmel fortgesetzt wurde.

Am Ende der Saison, bestätigte uns der Farmer noch dazu, das er uns ein paar Tage mehr für unsere Second Year Visa Bewerbung geben kann und wir damit, neben Geld machen, unser zweites große Ziel - die 3 Monate arbeiten fürs Visa geschafft haben! :)

Als das alles klar war, war erst mal etwas Urlaub angesagt und dann gings ab nach Sydney, wo wir grad sind und versuchen unser Auto zu verkaufen. Also wer Interesse hat, keine Scheu, meldet euch. ;)

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