Dienstag, 8. März 2011

Malade mental!

Lang ist's her, da waren wir noch glückliche Pflaumenpflücker in Young. Heute sind wir total von der Arbeit geschaffte Traubenpicker in Mildura, 9h Autofahrt von Young entfernt.


Doch das passierte natürlich nicht von heute auf morgen. ;)


Kurz nach unserem, oder besser gesagt Willis letzten Bloggeintrag (Premiereintrag von ihm! Normalerweiße sitze ich am Rechner und tippe unseren gemeinsamen Gedankenfluss nieder, diesmal hatte Willi dieses Vergnügen), hieß es auf einmal, der Farmer verkauft die Pflaumen nicht mehr, morgen ist der letzte Arbeitstag. Darauf fragten sich natürlich alle: Wie wird der letzte Abend gestaltet? ach und ja... auch was machen wir nach dem Pflaumen ernten?

Doch das war zweitrangig, erst mal wurde mit einem riesigen Abschluss-BBQ das Ende gefeiert. Unser 'Vorgesetzter' Steve, sein Sohn Andrew und der an sich ziemlich unsympathische Farmer John ließen sich nicht lumpen und besorgten das Essen. Gekocht oder eher gegrillt wurde typisch australisch und sehr, sehr, sehr lecker! Uns Pickern wurde dann die Getränkeversorgung überlassen. Auch da ließen wir uns natürlich nicht lumpen.



Am Nachmittag davor, erfuhren wir, dass wir und die beiden Franzosen Youri und Felix, mit denen wir uns angefreundet hatten, einen Job auf einer Melonenfarm bekommen könnten. Natürlich nahmen wir das Angebot an, denn wer konnte schon zu etwas mehr als 17$ die Stunde und bis zu einem Monat am Stück arbeiten nein sagen!?

Auch das wir am Tag nach der Abschlussfeier früh aufstehen mussten und gleich los arbeiten störte uns vorerst nicht wirklich...


Die Feier war dann sehr gelungen und flüssig. Das Aufstehen am nächsten morgen früh um 6 lief dann eher nicht mehr ganz so flüssig. Aber was muss, das muss! Noch ziemlich verstrahlt stiegen wir ins Auto und fuhren Richtung Canowindra zum Melonen ernten. Dort angekommen ging es dann nicht wie erwartet erst mal an die Formalitäten, nein, nach 5 Sekunden, ohne die Zeit zu haben uns vorzustellen, standen wir (immernoch verstrahlt und ohne Frühstück und Morgentoilette) aufm Feld und hatten diese scheiß Melonen in der Hand!

Wir alle hatten ständig das Gefühl einen Baum als Toilette missbrauchen zu müssen, Problem war nur, wir standen Mitten im Nichts!

An sich ist Melonen picken wie Arbeiten bei GLS, der Mist muss iwie aufs Band und dann auf den Hänger. Nicht kompliziert aber sehr nervig, da man manchmal doch sehr schnell sein muss und die Wassermelonen auch nicht gerade die leichtesten sind.


Mehr oder weniger gut haben wir die 4 oder 5 Stunden Arbeiten überlebt, dann folgte gleich der nächste Schock. Das Büro des Chefs war ein einem christlichen College. Malade mental!? dachten wir uns und hörten uns tzdem alles erstmal an. Schnell wurde uns klar, dass man hier nur 5h täglich arbeiten konnte und das finanziell nicht ausreichend für uns war.

Also verständigten wir uns darauf nur ein paar Tage zu arbeiten und uns in der Zeit nach etwas neuen umzusehen. Sprich wir pickten die nächsten 3 Tage Melonen auf einer christlichen oder eher sektenähnlichen Farm. Länger war aber beim besten Willen nicht drin, da die Arbeit und die Leute doch argh seltsam und anstrengend waren. Mehr als malade mentl, wie unsere französischen Freunde immer sagten, fällt einen da echt nicht mehr ein.


Mehr oder weniger fluchtartig und vermutlich nicht den besten Eindruck hinterlassend verließen wir Canowindra und die komplette Umgebung dort letzten Donnerstag. Wir waren einfach zu lange in der selben Gegend, deswegen reizten uns andere mögliche Jobs dort auch nicht wirklich und wir fuhren ca 600 km nach Mildura in Victoria. Dort erwarteten uns schon freudig Christina und Jo, die beiden Mädels mit denen wir Pflaumen pflückten und uns versprachen, dass wir hier einen Job finden.


Die Fahrt nach Mildura war schlichtweg lang und eintönig, da man gelegentlich 10 - 15 Minuten einfach NUR geradeaus fährt. Allerdings lag Whippy super auf der Straße! ;)

Leider schafften wir die Strecke nicht an einem Tag, da wir viel zu spät los kamen. Also stoppten wir in Hay weil uns dort eine Free - Camping - Area förmlich einlud. Diese lag recht schön gelegen an einem Fluss, der perfekt zum baden geeignet war. Allerdings entpuppte sie sich nachts als reinste Mückennest. Da selbst nach ungelogen einer halben Stunde Mücken töten im Auto immernoch Viecher herumschwirrten und unser Whippy schon wie ein Schlachthof aussah, wurde es eine unbequeme Nacht.



Trotzdem schafften wir es am nächsten Tag heil und in einem Stück nach Mildura und checkten hier in ein so genanntes Working Hostel ein. Das Prinzip hier ist, das man einen Job vermittelt bekommt und dafür im Hostel lebt und ziemlich hohe Übernachtungsgebühren zahlt. An sich nicht schlecht, da man sehr einfach und schnell Arbeit findet und sich um fast nichts kümmern muss. Jedoch rechnet es sich finanziell hinten und vorne nicht.

Sei es drum, wir checkten für eine knappe Woche hier ein und fanden jedoch Arbeit über andere Kontakte. Ein echtes Bett für sich alleine hatte tzdem mal wieder etwas gutes an sich.


Unsere neue Arbeit war nun Weintrauben ernten. Diese werden dann getrocknet und zu Sultaninen, wenn wir das richtig verstanden haben, verarbeitet.

Trauben picken ist wie jede Erntearbeit ziemlich simpel. Reben abschneiden, in den Eimer und ca 80cent pro Eimer kassieren.

Was das Geld angeht, ist das aber alles noch ein bisschen vage, da uns der Farmer, warum auch immer, cash bezahlt und wir nicht ganz herausfinden warum. Auch die Steuern will er erst im Juni bezahlen und alles bisschen seltsam. Aber wir bleiben dran und sorgen schon dafür, dass er alles korrekt macht.


So vergingen die letzten Tage sehr schnell, da wir bis zu 10h am Arbeiten waren und danach ziemlich fertig sind. Vor Kurzen sind wir dann aus unserem Hostel ausgezogen, da es schlichtweg zu teuer wurde und man auf dem Campingplatz auf dem wir jetzt sind, mindestens den gleichen Luxus hat (bis auf ein eigenes Bett) und man nur die Hälfte bezahlt.

tzdem gewöhnungsbedürftig. Die Gäste sind viel gemischter als in Dtland. Neben vielen 'älteren' Leuten trifft man hier vorallem Backpacker aus allen möglichen Ländern. Aber keine Betrunkenen! Sobald man besoffen wirkt, kümmert sich die Security um einen und man darf das Gebäude verlassen. Sehr seltsam fanden wir auch, dass sich eine live Band mit Musik von einem eher mäßigen DJ abgewechselt hat und man tatsächlich um 3 rausgeschmissen wird. ^^ Aber egal, der Abend war tzdem schön.

Der Day off am Sonntag wurde dann hauptsächlich zum Ausschlafen und Gammeln genutzt. Montag war dann der (für uns) letzte Arbeitstag auf der Weintraubenfarm. Eigentlich hätten wir heute auch noch arbeiten können, da die letzten Bäume jedoch unglaublich schlecht sind und wir dadurch kaum Geld verdienen können, blieben wir zu hause und nutzten die Zeit vorallem um verschieden Termine für morgen fest zu machen. Die Franzosen verließen heute Mildura, da sie einen Job an der Küste gefunden haben. Zum Abschied gab es einen gratis Haarschnitt für Willi. 0.9cm, ungelogen, mehr sag ich nicht dazu. ;)

Nun stehen wir nur vor der Frage - wie weiter? Die Jobs in Mildura sind alle nicht die besten, sonderlich viel Geld zum reisen haben wir aber auch nicht. Wie wir das beantworten wissen wir selber noch nicht, jedoch wird sich unser Weg schon irgendwie finden, schließlich sind wir im Easy Going Land Australien. ;)

Bilder kommen leider etwas später, da das Internet verdammt langsam ist. :(

2 Kommentare:

  1. Hallo ihr glücklichen Pflaumenpflücker,

    eure Ausführungen sind immer wieder Spitze. Es gibt einen kleinen Einblick in das schöne Leben eines Backpacker und in das Land der Aussies.

    Viel Spaß weiterhin !!!!

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  2. Hallo ihr Abenteurer,
    vielleicht kaufen wir ja bald von Euch gepflücktes Obst?! Wenn es schon Äpfel aus Neuseeland gibt, warum nicht auch Pflaumen aus Australien. Was Eure Berichte betrifft kann ich mich dem Jens nur anschließen, ich lese sie sehr gerne!! Willi mit so kurzen Haaren kann ich mir aber nicht vorstellen, war das eine Wette oder ist es zu heiß? Denkt mal an schöne Fotos von interessanten Lebewesen und Landschaften für mich als Biolehrer:-)
    Ich wünsche Euch Glück bei der Arbeitssuche und weiter so viel Spaß!
    Viele Grüße
    Maike

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